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Die Vielfältigkeit des Kastanienbaums
Eine dichte Blätterkrone, ein borkiger Stamm und ausladende Äste: Der majestätisch anmutende Kastanienbaum formt wie wohl kein anderer Baum die Naturlandschaft. Bis zu 600 Jahre alt können Edelkastanienbäume werden, die ältesten lebenden Exemplare in Südtirol stammen vermutlich aus dem 18. Jahrhundert.
Nahrhaftes Lebensmittel
Die „Keschtn“ oder „Köstn“, wie die Frucht der Edelkastanie in Südtirol genannt wird, bildeten einst einen wesentlichen Bestandteil der bäuerlichen Kost. Das selbst hergestellte Kastanienmehl war billiger als das Weizenmehl und zudem reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Heute verarbeiten Bauern, Köche oder Konditoren die Kastanie nicht nur wegen dem zartsüßen, nussigen Geschmacks zu verschiedensten Speisen, sondern auch wegen ihrer gesundheitlichen Vorteile: Sie ist glutenfrei, sodass sich das Köstlichkeiten aus Kastanienmehl selbst bei Zöliakie-Unverträglichkeit genießen lassen. Über offenem Feuer gebraten, gilt die Kastanie zudem als Muss beim traditionellen Törggelen – dem Verkosten von neuem Wein in Begleitung von bäuerlicher Hausmannskost im Herbst.
Baum der Weisheit
Um den Kastanienbaum ranken sich seit jeher viele Mythen und Heilsversprechungen. Die Naturheilkundlerin Hildegard von Bingen erklärte den Baum als Sinnbild der Weisheit und seine Früchte als universelles Kraftmittel für Körper und Geist. Wissenschaftlich belegt ist die Heilwirkung der Kastanie unter anderem bei Venenerkrankungen. Bei Erkältungen oder Grippe greift man hingegen gern zum Edelkastanien-Honig.
Charakterstarkes Holz
Das Kastanienholz ist als Baustoff sehr beliebt, da es sich leicht bearbeiten lässt und eine schöne Maserung aufweist. Nicht nur, dass die Bauern daraus ihre Möbel oder Zäune errichteten: Das Holz des Kastanienbaums verwendeten die Winzer zudem für die Errichtung der Pergeln in den Weingärten. Es ist nämlich nicht nur besonders widerstandsfähig, sondern auch resistent gegen Pilze und Insekten.