LOCKPFOSTEN
Tausende Jahre haben sich Almen bewährt – und sie sind weiter beliebt, bei Tieren wie Menschen.
Vor mehreren Tausend Jahren war Südtirol zwar alles andere als dicht bevölkert, die Beschaffung von Futter fürs Vieh musste aber schon damals wohlüberlegt werden. Als schon in der Bronzezeit Rinder, Ziegen, Schafe und Pferde hoch am Berg weideten, blieben den Bauern weiter unten genügend Flächen für den Anbau von Getreide und Futterreserven für den Winter. Im Herbst brachten sie die Tiere zurück auf die Winterweiden im Tal.
Andere Almen, andere Sitten
Über die Jahrhunderte änderte sich immer wieder, wie Mensch und Tier die Almen nutzten. Im Mittelalter baute die wachsende Bevölkerung die Almflächen aus und setzte immer mehr auf Rinder. Jene, die in den Genuss der Alm kamen, waren dann bis ins 19. Jahrhundert hinein vor allem Jung- und Masttiere. Auch heute noch macht das Galtvieh – hauptsächlich die Jungkühe, die noch nicht gekalbt haben und deswegen auch keine Milch geben – einen wesentlichen Teil der Rinder auf der Alm aus.
Der Grund ist einfach. Für sie brauchte es weniger Infrastruktur: Wo nicht gemolken wird, braucht es keine Melkanlage und keine Käserei. So toben sich die Jungtiere im Freien aus und nützen das Gras im unwegsamen Gelände, während unten im Stall weniger Futter verbraucht wird und weniger zu tun ist.
Käse gut, alles gut
Der Vorteil der Sennalmen, die im 19. Jahrhundert immer beliebter wurden, hält bis heute an: Wer die Almmilch dann auch noch zu Butter und Käse verarbeitet, kann sie leicht abtransportieren und damit Handel treiben. Zudem gibt es auf den Almweiden eine hohe Artenvielfalt an Kräutern, Blumen und Flechten, die den Kühen guttun und ihre Milch mit besonders vielen Vitaminen anreichern.
Das steile Gelände stellt für Vierbeiner gewöhnlich übrigens kein Problem dar. Durchs Wandern und Weiden werden sie besonders fit und trittsicher. Manche Bauern behaupten sogar, dass sich ein Almaufenthalt positiv aufs Gemüt der Tiere auswirkt. Während sie den Sommer genießen, verhindern sie weiterhin Verbuschung und Erosion und halten die Landschaft in Schuss. Zur großen Freude aller Besucher – auch der Zweibeiner.