Reportage
Selfmade am Bauernhof
Sie brauchen wenig und geben viel. Schafe sind äußerst genügsame, aber vielseitige Nutztiere. Sie trotzen Wind und Wetter, begnügen sich mit kargen Weiden und können selbst auf steilen Almwiesen grasen. Dem Bauern liefern sie neben Milch und Fleisch auch Wolle. Ein wertvoller Rohstoff, der mittels traditioneller bäuerlicher Handwerkstechniken wie Filzen, Weben, Walken und Spinnen vielfältig verarbeitet wird: zu Sarner Toppar und Lodenjangger, zu handgewebten Teppichen und Accessoires. Die Schafwolle ist dabei eine wahre Wunderfaser: Sie ist schmutz- und wasserabweisend und äußerst strapazierfähig. Sie reguliert die Temperatur und lässt die Haut atmen. Für die Herstellung der Filzpantoffeln aus dem Sarntal, die Sarner Toppar, wird die Rohwolle zunächst sanft gereinigt und an der Luft getrocknet. Damit bleibt das natürliche Wollfett Lanolin erhalten. Durchs anschließende Zupfen und Kämmen entsteht ein weiches Vlies, das zu Filz verdichtet wird. Mit Zwirn, Nadel und Naturleim entsteht daraus aus Handarbeit der bequeme Hausschuh mit der typischen Filzsohle und der bunten Umrandung.
Selbstversorgen heißt Selbermachen
Lange Zeit lebten Südtirols Bauern nahezu autark. Fast alles was gebraucht wurde, stellten sie handwerklich selbst her. Meist mit klarer Rollenverteilung: Männer verarbeiteten das Holz und die Weidenzweige, Frauen die Wolle und Textilien. So drechselten die Bauern Schüsseln und Teller, fertigten Rechen, banden Besen, flochten Körbe, zimmerten Möbel und Kraxen oder schnitzten Krippenfiguren. Auf jedem Bauernhof gab es dafür eine eigene Werkstatt, die „Machkammer“. Die Frauen hingegen nützten vor allem im Winter die warme Stube als Handwerksraum. Sie strickten und nähten Kleidungsstücke, verspinnten das Schafsvlies am Spinnrad zu Wolle, bestickten Tischdecken und Leinentücher oder klöppelten feine Spitzen. Was die Bauersfamilie nicht für den Eigengebrauch nutzte, verkaufte sie und besserte damit die Haushaltskasse auf.
Tradition im neuen Design
Das bäuerliche Handwerk, für einige Jahrzehnte in den Hintergrund geraten, ist nun wieder im Aufschwung. Sowohl Bäuerinnen und Bauern wie auch spezialisierte Handwerksbetriebe lassen die traditionellen Techniken neu aufleben. Es wird wieder geklöppelt und gedrechselt, geschnitzt und gewebt. In vielen Arbeitsstunden entstehen daraus echte Einzelstücke von höchster Qualität – in altbewährten Formen oder innovativem Design. Die natürlichen Rohstoffe, vom Wollvlies bis zum Holz, stammen dabei wie eh und je vom Bauernhof.
Foto- und Videoreportage bei Alois Regele am Talgruberhof in Sarnthein und bei
Albert Unterweger, Handweberei im Sarntal www.handweberei.it
Bäuerliches Handwerk der Marke „Roter Hahn“ www.roterhahn.it