Deine Heimat.
Dein Südtiroler Bauer.
Deine Tradition.

Meine Federkiel-stickereien sind ein Stück Heimat.

Viktoria Ainhauser,

Ortsleiterin der Bauernjugend und Federkielstickerin vom Unterhöller Hof im Sarntal. Sie belebt alte bäuerliche Traditionen neu und leistet so einen wertvollen Beitrag zum Erhalt des Kulturerbes in Südtirol.

Dein Erlebnis

Reportage

Jungbäuerin pflegt
altes Handwerk

Viktoria Ainhauser hat für eine junge Frau einen außergewöhnlichen Beruf. Sie ist Federkielstickerin, und das mit Leidenschaft. In ihrer Arbeit steckt ganz viel Tradition und Liebe zum Brauchtum. Als Bauerntochter hat sie die von ihren Eltern mitbekommen und lebt sie seit ihrer Kindheit. Ihr Leben spielt sich deshalb auf dem elterlichen Hof ab. Sie kocht und backt für die Familie, hilft aber nach acht Stunden im Betrieb auch noch auf dem Feld mit oder nimmt sich extra dafür frei. Am Hof sind die bäuerlichen Feste Teil des Familienlebens und die Schränke voll mit Trachten und vererbten Stücken. Viktoria ist mit ihren 21 Jahren eine der jüngsten Federkielstickerinnen in Südtirol. Mit fünf Jahren Lehrzeit ist dieses Handwerk auch kein einfaches und benötigt sehr viel Geduld. Weil es keine Berufsschule dafür gibt, musste Viktoria mit den Buchbindern zusammen die Schulbank drücken. Letztes Jahr hat Viktoria die Gesellenprüfung gemacht und arbeitet weiterhin in Vollzeit in ihrem Lehrbetrieb, der Federkielstickerei Thaler – einem von vier Federkielstickereibetrieben im Sarntal.

Zur Federkielstickerei hat sie ihre Mutter gebracht. Diese hat das Handwerk ebenfalls erlernt und die Liebe dafür von klein auf an ihre Tochter weitergeben. Das regelmäßige Tragen der Tracht hat Viktoria in dieser Hinsicht auch geprägt. So hat sie sich bereits früh für diesen Berufsweg entschieden.

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Ein Stück Heimat und Identität

„Do kimm i her, des verbind’ i mit meiner Hoamat, mit mein Toul”. Viktoria hat Freude mit ihrer Tracht und bringt diese Freude auch mit in ihren Beruf. An Festtagen, vor allem bei Prozessionen, ist es im Sarntal Tradition, die Tracht anzuziehen, zu der auch die entsprechende Flechtfrisur gehört. An den Mustern und Initialen in den Trachten erkennt man nicht nur die Herkunft, die Trachten sind Teil der Identifikation mit dem Tal, mit dem Land und mit der Heimat. Sie schaffen Zugehörigkeit und Zusammenhalt. Über Generationen hinweg werden Trachten in der bäuerlichen Bevölkerung weitervererbt, von Müttern an ihre Töchter und deren Töchter beziehungsweise von Vätern an ihre Söhne und deren Söhne weitergegeben. So bleibt nicht nur eine Erinnerung an verstorbene Familienmitglieder, auch die besonderen Erbstücke, die es nirgendwo zu kaufen gibt, werden bewahrt.

Ein Stück Heimat und Identität

Südtiroler Handwerkskunst

Die Federkielstickerei findet sich vor allem in den Teilen der Männertracht, in den Schuhen, der „Fatsch“ (Gurt) und der „Krax“ (Hosenträger) wieder. Die Trachten überdauern Generationen und halten Hunderte von Jahren. Die Muster suchen sich die Träger selber aus. Meist sind es Initialen und Tierabbildungen sowie Familien- und Ortswappen, die einzigartige Stücke schmücken. Kein Teil gleicht dem anderen und jedes Handarbeitsstück gibt es so tatsächlich nur einmal auf der Welt. Auch Viktoria hat bei ihren Stickereien ihre eigene Handschrift und schafft so für die Kunden Unikate mit ganz persönlicher Note, die sie ein Leben lang begleiten.

Südtiroler Handwerkskunst

Traditionen erhalten und aufleben lassen

Traditionen sollen und dürfen nicht aussterben. Die bäuerliche Bevölkerung tut viel dafür, mehr als nur die Tracht zu tragen. Regionale Veranstaltungen wie Erntedankfeste oder der „Sarner Kirchtag“ mit dem großen Umzug, bei dem alle Traditionsvereine vertreten sind, sind nicht nur Viktoria ein Anliegen. Ein ganz besonderes Fest ist das alljährliche Herz-Jesu-Feuer. Wenn im Juni die Lichter die Berge erstrahlen lassen, dann erzählen diese auch ein Stück Geschichte Südtirols. Um das Land Tirol vor dem Krieg zu beschützen, wurde es nämlich dem „Heiligsten Herzen Jesu“ anvertraut und so um göttlichen Beistand gebeten. Der feierliche Schwur von 1796 schweißte alle Teile Tirols zusammen und hat noch heute eine verbindende Wirkung. Herz-Jesu-Sonntag ist daher traditionell noch immer einer der höchsten Feiertage in Südtirol.

Traditionen erhalten und aufleben lassen
Traditionen erhalten und aufleben lassen

Altes bewahren und Veränderungen zulassen

Wenn sich auch vieles ändert auf der Welt, bäuerliche Traditionen bleiben dank Weitergabe in ihrem Ursprung erhalten, haben aber auch Platz für Neues und erleben gerade einen Aufschwung. Sie sind offen für die gesamte Bevölkerung, binden alle mit ein und beschränken sich nicht nur auf den Bauernstand. Jeder und jede darf Tracht tragen, wenn er/sie will, jeder und jede kann an Brauchtumsveranstaltungen teilnehmen. Für Viktoria sollte Brauchtum gelebt und mit Freude gemeinsam verkörpert werden, um authentisch zu sein. Sie ist stolz, wenn sie mit Freunden und Familie nach alten Ritualen feiern darf. Sie fühlt sich dann zugehörig und im wahrsten Sinne des Wortes „drhoam“. Viktoria wird die von ihren Eltern übernommenen Traditionen und Bräuche auf jeden Fall an ihre Kinder weitergeben.

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Thema

Tradition und Brauchtum

Federkielsticken ist echtes Südtiroler Handwerk. Mit Kielen von Pfauenfedern, die kunstvoll in gleichmäßig lange Fäden gespalten werden, und mit Hilfe einer „Aale“ werden traditionelle Muster in Leder gestickt. An den Südtiroler Trachten kann man diese Kunstwerke bestaunen. Für die Pflege und Weiterführung dieses Brauchtums und des alten Handwerks ist die bäuerliche Bevölkerung eine wichtige Säule. Die Bauern und die Bauernjugend konservieren in modernen Zeiten alte Fertigkeiten und sorgen dafür, dass Tradition und Brauchtum nicht in Vergessenheit geraten. Das ist wichtig, denn diese überlieferten Gepflogenheiten sind Teil der Geschichte und der Identität Südtirols und seiner Bevölkerung.

Zahlen und Fakten

9.164

Mitglieder und
148 Ortsgruppen

hat die Südtiroler Bauernjugend

524

ehrenamtliche
Organisationen

sind in Südtirol im Bereich
Kultur und Bildung tätig

75

historische Trachten

in Südtirol, die zumeist
bäuerlichen Ursprungs sind

6

Federkielstickereien

gibt es in Südtirol