Reportage
Genussvolle Überraschung
in der Zeitungsstube
Am Schnalshuberhof in Algund gibt es keine Speisekarte. Es wird gekocht und serviert, was saisonal am Hof verfügbar ist. Das müssen die Gäste akzeptieren. Und das tun sie gerne. Denn der Buschenschank lockt nicht nur mit seiner Südtiroler Gastlichkeit, sondern vor allem mit eigenen Produkten. Christian Pinggera und seine Eltern bewirtschaften mit zwei Angestellten den 3,5 Hektar großen Obst- und Weinhof, erzeugen 50 verschiedene Produkte und bereiten daraus traditionelle Südtiroler Gerichte.
Von Kartoffeln und Roggen über Äpfel, Birnen, Salate, Gemüse und Kräutern bis zu Eiern und Fischen kommt am Schnalshuberhof eine umfangreiche Lebensmittelpalette aus eigenem Anbau in die Küche und auf die Teller.
Laut Bauer Christian Pinggera ist es nämlich nicht nur wichtig, wie man kocht, sondern mit welchen Ausgangsprodukten.Am Herd führt Mama Pinggera als Chefin Regie, bei der Produktion der Zutaten legt sich Christian Pinggera selber ins Zeug. Aus dem Fleisch von anderen Bauern aus der Umgebung entstehen in seinen Händen Speck, Salami und diverse Wurstwaren. Er baut 6 bis 7 verschiedene Weine an und kellert sie ein, darunter mit dem Fraueler auch eine alte Weißweinsorte. Christian Pinggera brennt 20 Sorten Schnaps, macht Säfte sowie Sirupe und hat einen Bauerngarten mit Gemüse und Kräutern für den Hausgebrauch. Seit kurzem kann man seine Produkte auch direkt am Hof für den Genuss zuhause kaufen.
Ein stolzer Bauer mit gutem Geschmack
Christian Pinggera will sich deshalb auch nicht als Gastronom bezeichnen lassen. Er ist stolzer Bauer, der die Produkte, die er seinen Gästen serviert, spürt und begreift. Der weit gereiste Landwirt schätzt es sehr, sich seine Lebensmittel zu einem großen Teil selber machen zu können und jeden Tag gesunde, schmackhafte, originalgetreue Produkte auf dem Tisch zu haben.
Gute Lebensmittel müssen für Christian einen Geschmack haben, aus der Region kommen und frisch sein. Deshalb gibt es die Bärlauchknödel bei ihm auch nur im Frühjahr, dafür im Herbst die Ronenknödel.
Von Donnerstag bis Sonntag zwischen Mitte Februar und Mitte Dezember wird deshalb am Schnalshuberhof unkonventionell gekocht, serviert und gegessen - eben so, wie es die Bauernfamilie seit Jahrhunderten für sich selber gemacht hat. Die Südtiroler Küche ist zwar keine leichte Küche, durch den italienischen Einfluss mit Olivenöl und mediterranen Kräutern werden die deftigen Gerichte aber gut bekömmlich.
Vererbtes Gut und alte Traditionen
Der Schnalshuberhof hat so etwas wie Kultstatus unter den Südtiroler Buschenschänken. Im Jahre 1318 wurde er erstmals urkundlich erwähnt, lange als Viehwirtschaft betrieben und später als Obst- und Weinhof. Seit fast 20 Jahren nun kann man die Produkte des Hofes im Buschenschank genießen. Entstanden ist er 1997 aus Überlegungen, wie man zwei Generationen einer Familie mit einem Bauernhof ernähren kann. Damals war Christian Pinggera einer der ersten Bauern, die auf Bio-Anbau umstellten - für ihn eine ganz logische Konsequenz.
Seit fast 20 Jahren nun kann man die Produkte des Hofes im Buschenschank genießen.Die zwei alten Bauernstuben bieten Platz für 50 Personen. Die eine war früher die Gesindestube, die andere die typische, getäfelte Bauernstube, in der sich auch jetzt noch außerhalb der Öffnungszeiten des Buschenschankes die Familie zum Essen oder einem geselligen Glas Wein niedersetzt.
In der sogenannten Zeitungsstube kommen die Nachrichten aus dem Jahre 1870 unter der Tapete hervor. Damals wurden alte Zeitungen beim Tapezieren als Untergrund genommen. Heute haben die alten Blätter als Wandverkleidung Nachrichtenwert. Die Geschichte kann so jeder Gast beim Essen nachlesen. Selbst Prominente aus Politik, Film, Sport und Wirtschaft sitzen vor den abgelösten Tapetenwänden, unterhalten sich mit dem redseligen Bauern und essen dabei den aufgeschnittenen Speck mit den Fingern. Eine Inszenierung mit Dirndl und Lederhosen haben Christian Pinggera und der Schnalshuberhof nicht nötig. Sie sind einfach authentisch.
Genuss als Gesamtpaket
Für Bauer Christian Pinggera ist Genuss ein Gesamtpaket mit Lebensqualität, zu dem auch das Privileg gehört, in Südtirol geboren und aufgewachsen zu sein. Die Heimat und der gute Boden bringen hochwertige Lebensmittel hervor, um die Millionen von Menschen auf der Welt die Südtiroler beneiden. Damit möglichst kein Stückchen wertvoller Südtiroler Erde ungenutzt bleibt, bewirtschaftet Christian Pinggera auch brach liegende Flächen in der Umgebung gegen Produktentlohnung für die Besitzer.
Thema
Genuss aus dem eigenen Land
Regionale Produkte aus Südtiroler Landwirtschaftsbetrieben liegen hoch im Trend und finden Wertschätzung im Land und weit über die Grenzen hinaus. Typisch bäuerliche Gerichte, direkt am Hof gekocht und in Hof-, Buschen- und Almschänken zu einem feinen Glas Wein oder einem frischen Saft serviert, schmecken Jung und Alt. Seit Generationen kommen so traditionelle Speisen von Bauernhand auf die Tische und munden Einheimischen sowie Touristen. Die Südtiroler Gastlichkeit tut das Ihre dazu. Die Bauern bewahren so nicht nur Geschichte und Tradition, sondern auch den Genuss.
Zahlen und Fakten
484
Bäuerliche
Schankbetriebe
für geselligen Genuss
430
Direktvermarkter
für professionellen Vertrieb
am Hof oder Bauernmarkt
58
Roter Hahn Höfe
für bäuerliche Qualitätsprodukte
mit dem Gütesiegel
593
Veredelungsbetriebe
zur Verarbeitung
landwirtschaftlicher
Produkte