Deine Heimat.
Dein Südtiroler Bauer.
Dein Wissen.

Mein Wissen gebe ich in Kräuter-wanderungen weiter.

Rosmarie Mangger,

Kräuterpädagogin am Fronigerhof in St. Leonhard in Passeier. Sie verarbeitet und veredelt Kräuter und bietet Kräuterwanderungen an, in denen sie ihr Wissen praxisnah vermittelt.

Dein Erlebnis

Reportage

Die Kräuterhexe
aus dem Passeiertal

Mit dem „Gartl im Kistl“ hat es angefangen. Das Kindergartenprojekt ihrer Söhne begeisterte die Eltern so sehr, dass Kräuterpädagogin Rosmarie Mangger nun regelmäßig in Schulen geht, um Kindern Kräuter und Gemüse schmackhaft zu machen. Dabei erzählt sie auch gerne mal ihre eigenen Kräutermärchen und macht Tees oder Brote mit ihnen. Aber auch Erwachsene lassen sich von der quirligen „Kräuterhexe“ zeigen, welche Naturheilmittel für was gut sind. Im großen Kräutergarten am Hof darf bei Rosi alles wachsen, was gut tut. Dabei bekommt sie Unterstützung von ihrem Mann, dem Finanzberater, der sich nicht nur ums Finanzielle kümmert, sondern auch mal Unkraut zupft. Gemeinsam mit ihm produziert und verkauft die gelernte Meisterfloristin seit drei Jahren Kräutertees und Kräuterkissen über ausgewählte Geschäfte in der Region und den Online-Shop (www.kraedu.net). „Jung, frech und dynamisch“ – so sieht sie sich selbst und so ist sie auch. Vor drei Jahren ist Rosmarie Mangger am Epstein-Barr-Virus erkrankt. Diese chronische Viruserkrankung hat viele Symptome, die von Gedächtnisverlusten über Herz-Panikattacken bis zu Nebennierenentzündungen reichen und Ärzte oft ratlos lassen. Es gibt kein wirksames Medikament, nur pflanzliche Mittel, um die Symptome zu lindern.
Die Erkrankung war für Rosi ausschlaggebend, sich intensiv mit Kräutern zu beschäftigen. Schon ihre Großmutter war ziemlich bewandert in Sachen Kräutern und nahm Rosi oft mit. Mit Kräutern milderte die Oma ihre Beschwerden und meisterte trotz Krankheit ihren Alltag. Auch Rosis Mutter griff bei diversen Erkrankungen zur Heilung auf Kräuter zurück. So wurde das weitergegebene Kräuterwissen in der Familie laufend eingesetzt. Rosi selber entwickelte während ihrer Krankheit einen starken Bezug zu bestimmten Kräutern und lebt nach dem Motto: „Alles, was du brauchst, wächst um dein Haus herum in ziemlich großen Mengen.“

Ihre Hauptaufgabe sind aber die vielen Kräuterwanderungen, die die Kräuterpädagogin für den Tourismusverein St. Leonhard durchführt. Von „Frühlingserwachen“ über „Hildegardkräuter“, „Wildkräuter“ und „Wickel“ bis zu „Kneippen“ und „Frauenkräuter“ reichen die Schwerpunktthemen, bei denen auch oftmals Tees, Tinkturen, Salze oder Säfte gemeinsam hergestellt werden. Rosi vermittelt Volksheilkundewissen, das über viele Jahrtausende im Bauerntum entstanden ist.

Weiterlesen

Die Vollblutpasseierin

Rosi ist gebürtige Passeierin und glücklich in ihrem Tal. Sie lebt, was sie bei ihren Wanderungen erzählt, liebt die Ursprünglichkeit und hat sichtlich Freude an ihrem Beruf. Schon als Kind verbrachte sie ihre Ferien immer auf dem Bauernhof ihrer Großeltern und lernte dort von klein auf die Landwirtschaft kennen und sich mit der Natur und den Tieren zu beschäftigen. Das Bauernhofleben in der Kindheit hat Rosi sehr geprägt. Obwohl sie eigentlich nie fix auf einem Bauernhof leben wollte, haben sie und ihr Mann gemeinsam mit ihrem Schwager und dank Hilfe des Schwiegervaters einen Bauernhof gekauft, den sie nun gemeinsam bewirtschaften.

Die Vollblutpasseierin

Vom Märchen mit den Kräutern

Rosi schreibt und liest Kräutermärchen, die sie auch bald mit Zeichnungen als Buch herausbringen möchte. Die erfundenen Geschichten haben immer mit Brauchtum zu tun und wie Pflanzen angewendet werden. So erfahren die kleinen und großen Zuhörer auch zum Beispiel spannend verpackt, dass aus den Blüten des Holunders zwar Saft und Tee gemacht werden kann, der gegen Erkältung hilft, die Beeren des Holunders im rohen Zustand aber giftig sind und zu Übelkeit und Erbrechen führen. Kinder saugen die lehrreichen Geschichten regelrecht auf und wissen danach unglaublich viel. Draußen in der Natur lernen die Kinder spielerisch, wofür eine Pflanze gut ist und dürfen natürlich auch immer daran riechen. Meistens wird dann auch noch etwas damit gekocht: Vorwiegend Kräuterquark, Brot, Kräutertee, Löwenzahnhonig, ...

Vom Märchen mit den Kräutern

Der Wildfang im Dorf

Eine Pflanze, die sich wunderbar für Spiele mit Kindern anbietet, ist der Löwenzahn: Taucht man ihn in Wasser, rollt er sich zusammen, wenn Sonne kommt, geht er auf, wenn sie geht, zu... Für Kinder hat Rosi auch immer ein passendes Märchen dazu parat. Damit sie z. B. verstehen, dass der Löwenzahn drei Meter lange Wurzeln macht, gibt es die Geschichte vom Zigeunermädchen, das mit seiner Familie - der Vater ist Wanderschmied – in jedem Dorf fremd ist bis sie sich an einem Ort niederlassen und nett aufgenommen werden. Das Zigeunermädchen ist ein Wildfang, das bei jeder Gelegenheit mit wallendem Haar wie eine Löwenmähne auf ihrem Pferd ausreitet. Zum Schluss aber macht sie tiefe Wurzeln, weil sie sich daheim fühlt.

Der Wildfang im Dorf
Der Wildfang im Dorf

Erkenntnisse aus alten Büchern

Rosi liest sehr viel und bildet sich so laufend weiter. Vorfahren und Bräuche interessieren sie besonders. In dem Zuge erfuhr sie auch mehr über die Kelten und fand Parallelen zur heutigen Zeit: Aus dem Blatt des Holunders eine Salbe herzustellen, das sei ein alter keltischer Brauch und auch noch im Passeiertal verbreitet. Auf dem Dachboden ihrer Oma entdeckte Rosi ein Buch aus dem Jahre 1949 mit alten Anwendungen und Informationen zu Wirkungen von Pflanzen, die sie bislang noch nicht kannte. So fand sie auch heraus, dass die Schlüsselblume bei Kopfweh ebenfalls ausgezeichnete Dienste leistet, nicht nur bei Husten.

Gegenseitiger Austausch

Viele Informationen werden Rosi zugetragen. Ältere Damen bei Kräuterwanderungen berichten ihr von den Gepflogenheiten in ihren Familien. Rosi ist offen für andere Meinungen und lernt auch selber bei den Wanderungen, die sie führt, dazu. Rosi schreibt jeden Monat für das Psairer Heftl einen Artikel. Dabei beschreibt sie jedes Mal eine Pflanze ausführlich und arbeitet auch immer wieder gerne alte Geschichten und Rezepte ihrer Oma ein.

Rosi Mangger hat viel über Kräuter von ihren Vorfahren gelernt. Das Wissen will sie früher oder später auch an ihre beiden Söhne übergeben. Einer davon interessiert sich schon rege für alles, was die Mama mit den Pflanzen macht und bewirken kann.

Schliessen

Thema

Wissen stärkt

Über Generationen hinweg wurde Wissen im Bauernstand weitergegeben. Viele Rezepturen, Methoden und Erfahrungen blieben dabei in der Familie erhalten, waren aber für Außenstehende oft nicht zugänglich, da weder Veröffentlichungen noch Aufzeichnungen vorhanden waren. Mittlerweile kann die gesamte Bevölkerung von bäuerlichem Wissen profitieren. Vermehrt sind es die Südtiroler Bäuerinnen, die als Botschafterinnen ihres Berufsstandes vieles vermitteln. Koch- und Backkurse, Handarbeitskurse, Hof- und Gartenführungen oder Kräuterwanderungen sind beliebt. Erwachsene und Kinder lernen mit der Natur und ihren wertvollen Produkten umzugehen und sich über Herkunft und Geschichte Gedanken zu machen. Besonders hervor tut sich hier die „Schule am Bauernhof“, wo der Schulalltag abwechselnd und lehrreich anders gestaltet wird.

Zahlen und Fakten

10

Hektar
Kräuter

wachsen in Südtirol

90%

der Kräuter

werden biologisch angebaut

201

Hektar
Hausgärten

gibt es auf Südtirols Höfen

28

Betriebe mit
Schule am Bauernhof

unterrichten Kinder
außerhalb des Klassenzimmers